Geschichte des Wachgebietes am Augsburger Hauptstadtbach im Stadtteil Spickel
Der heutige Eiskanal gehört seit 1951 zum Wachgebiet der damaligen Wasserwacht Hochablaß, welche mit dem neu errichteten Naherholungsgebiet Kuhsee dort hin gewechselt ist.
Der damalige Hauptstastbach wurde nach Kriegsende 1945 von vielen Augsburger Bürgern zum Badevergnügen genutzt, obwohl das Baden zu dieser Zeit in allen Stadt- und Werkkanälen verboten war. Das Badeverbot wurde 1951 aufgehoben, nachdem immer mehr badelustige Bürger zum Stadthauptbach gingen und vom Hochablass bis zur Geisbergschleuse (heutige Reichenbergerstrasse) schwammen.
Häufige Verletzungen und Hilfeleistungen, die der Wachstation Hochablass/Lech gemeldet wurden, veranlassten den damaligen Wachführer August Gräff zur Bereitstellung einer fliegenden Wache. Die fliegende Wache, die aus drei Mann bestand, war nur dürftig ausgestattet: Mit einer Sanitätsbüchse, Diensthose und Mütze schwammen sie den Kanal vom Hochablass aus hinunter und liefen die zwei Kilometer barfuß zurück. Die Sanitätsbüchse bestand aus einer ehemaligen Wehrmachtsgasmaskenbüchse, die rot gestrichen und mit dem Roten Kreuz versehen wurde. Sie wurde mit einfachen Mitteln verdichtet und dem nötigsten Sanitätsmaterial ausgestattet.
Aufgrund des regen Badebetriebes wurde 1953 ein drei Mann starker Posten anstelle der fliegenden Wache aufgebaut. Dieser Posten war ausgestattet mit Krankentrage, Decke, Beatmungsgerät und Sanitätsmaterial. August Gräff verfasste den Jahresbericht für 1953 mit dem Antrag an die Abteilungsleitung, eine feste Wachstation für das Badegebiet Spickel einzurichten. Das dortige, geräumige „Wachlokal“ der Eiswachen würde sich dafür bestens eignen, da es mit Telefon und Strom ausgestattet war und im Sommer leerstand. Das Wasser- und Brückenbauamt stimmte diesem Antrag zu.
Die Wasserwacht am Spickel war gegründet!
Im Mai 1954 wurde der Wachdienst aufgenommen. Das Wachlokal war vier Jahre lang die Wasserwacht Station Spickel, bevor es im Sommer 1957 abgerissen wurde, um einem Neubau aus Stein Platz zu machen. Die Mannschaft konnte 1958 in den neuen Steinbau einziehen.
Die Spickel-Station war den anderen Wachstationen im Stadtgebiet Augsburg weit voraus. Die Station wurde auch für die Aus- und Weiterbildung der immer stärker werdenden Wachmannschaft genutzt. Im Winter wurde sie für Wachversammlungen, Geburtstage und andere Feste bereitgestellt.
Die Stadt ließ zusätzlich die Uferwandungen betonieren und Leiter und Haltestangen zur Sicherung von Gefahrenstellen befestigen. Die Station war von 1954 bis 1961 aufgrund der guten Verkehrslage und Nachrichtenanschlüsse der Standort für die Fahrbereitschaft der Abteilung.
Veränderungen am Wachgebiet Spickel
Nach Auflösung der Ortsgruppe Augsburg-Mitte 1995 wurde die Spickel-Station der Ortsgruppe Kuhsee zugeteilt, und die Ortsgruppe Kuhsee / Spickel entsteht.
Zum Jahresende 1997 wurde die Station abgerissen. Zugleich begannen die Vorarbeiten für den Bau einer neuen Station. Für die Bewachung des Badegebietes wurde 1998 während der Bauzeit die fliegende Wache eingesetzt, diesmal mit Hilfe der Wasserwacht Schnelleinsatzgruppe Kuhsee (SEG).
Am 17. Oktober 1998 wurde der Neubau öffentlich eingeweiht. Hierbei handelt es sich um eine zweckmäßig errichtete Wasserrettungsstation in Holzbauweise mit Sanitätsraum, Aufenthaltsraum, Küche, Umkleide, Dusche, WC und Geräteraum. Für das Wachpersonal optimal ausgestattet!
Auch heute noch wird neben dem Wachdienst die Station für Aus- und Fortbildungen genutzt, und als Verpflegungszentrale während den Kanuveranstaltungen am Augsburger Eiskanal, die durch Augsburger Wasserwachtler betreut werden.
Im Jahr 2008 feierten die Wasserwachtler das 10 jährige bestehen der neune Wasserwachtstation.
Im Zuge der Baumaßnahmen der neuen Straßenbahn Linie 6 im Jahr 2010 wird auch der Badeplatz aufgewertet. So werden entlang der Friedberger Straße Lärmschutzwände neu errichtet. Der „Spickelpark“ lockt auch mit einer neuen Brücke über dem Hauptstadtbach.
Jedes Jahr gibt es am Ende der Badestrecke im schnell fließendem Hauptstadtbach Lebensrettungen. Meistens handelt es sich hierbei um nicht geübte Schwimmer mit Angst und Panik, wenn das Stahlseil immer näher kommt, welches vor der Abzweigung des Herren- und Kaufbachs gespannt ist. Neben Hilfeleistungen im Wasser wird auch Erste Hilfe an Land geleistet.
Um die Augsburger Kanäle von Unrat reinigen und in Stand zu setzen werden einmal im Jahr die Schleusen am Hochablass geschlossen. Dieses geschieht nach der Badesaison im September und dauert 2 Wochen. Während des „Kanalablasses“ ist nur noch ein geringes Restwasser vorhanden um den Fischbestand zu sichern. Die Kameraden der Wasserwacht Kuhsee / Spickel sind zu dieser Zeit auch an den Kanälen unterwegs um Ihre Ortskenntnis zu festigen. Meistens werden die Kanäle mit dem Fahrrad erkundet!